The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind")

Rain_Maker

Administrator
Teammitglied
The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind")

Jeder kennt diese typischen Threads in diversen Linuxforen.

Anfängerfrage: "Welche Linuxdistribution ist (für mich) die Beste?"

Die Auswirkungen sind eigentlich immer die selben.

- Frag 10 Linuxer und bekomme 20 Antworten.

- Irgendwann werden die typischen Vorurteile herausgekramt "Debian ist nur was für Profis, SuSE ist nur was für DAUs, blalaberfasel ........"

- Anschliessender Flamewar mit den immer wieder gerne hervor geholten Klischées.

- Die eigentliche Ausgangsfrage wird nicht beantwortet (wie auch, darauf gibt es auch keine eindeutige Antwort) und im Endeffekt wurde massenweise Bandbreite für dummes Gefasel verschwendet.

DAS NERVT!

Und das nervt nicht nur mich, sondern auch andere User wie z.B. jemanden, der nicht nur in unserem Forum angemeldet sondern auch einer meiner Jabber-Kontakte ist.

Da die von uns beiden gestarteten Versuche, in diesen Threads, die wir sonst meiden wie die Pest, mal etwas zu schreiben wie

"Die Distribution ist erst mal WURSCHT, wichtig ist, daß man sich selbst ein Bild macht und sich um die Lösung der anfallenden Probleme bemüht statt beim ersten Problem die Distribution zu wechseln"

meist nur von kurzer Wirkung sind, weil spätestens nach einer kurzen Zeit der Ruhe wieder solche "Einzeiler von Einzellern" der Marke "nimm $DISTRIBUTION" den Counter des entsprechenden Threads nahezu im Minutentakt anschwellen lassen, haben TypeRyder und meine Wenigkeit mal "konsiprativ" unsere Köpfe zusammengesteckt und uns etwas ausgedacht.

Wir haben damit angefangen, mal zwei der bekannteren Distributionen ("zufälligerweise" die, welche wir verwenden) zu vergleichen - denn im Endeffekt ist Linux Linux und die Unterschiede weniger gravierend, als man denkt - wenn man mal vorurteilsfrei an die Sache herangeht.

Jede Distribution hat ihre Stärken und ihre Schwächen - für welche man sich im Endeffekt entscheidet, hängt zu einem sehr großen Teil von rein subjektiven Entscheidungen ab.

Und im Folgenden möchten wir diese kleine "Diskussion" schrittweise als eine Art Frage-/Antwortspiel mit kleinen Erklärungen und eingebundenen Chatlogs "gewürzt" veröffentlichen.

Da es sich um einen Dialog zwischen einem Debianer und einem SuSEianer handelt, haben wir uns für einen Titel entschieden, welcher auf die Maskottchen des jeweiligen Projekts anspielt, den Debian-Strudel (="Swirl")



und das wohlbekannte SuSE-Chamäleon.



Betrachtet diesen Thread als "ewige Baustelle", er wird immer wieder eine Aktualisierung erfahren, je nachdem, was sich gerade ergeben hat, trotzdem versuchen wir eine gewisse Grundstruktur einzuhalten, mal sehen, wie uns das gelingt.

Anregungen/Themenvorschläge können gerne per PN gesendet werden, allerdings wird es in diese Thread nur um Debian und openSUSE gehen, sonst ufert das Ganze aus, also bitte keine Anfragen "Wieso schreibt ihr nichts zu $MEINE_LIEBLINGSDISTRI?", das würde auch an der eigentlichen Intention dieses Threads vorbei gehen.

Also wünschen wir Euch viel Spaß mit "The swirl and the lizzard".

Greetz,

RM
 

TypeRyder

Member
The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind") - the Swirl...

Wer ist also dieser Typ, der meint, sich hier zu und über Debian äußern zu können? Eine kleine Vorstellung...

Ich habe den ersten Kontakt zu Linux irgendwann 1998 geknüpft - gemeinsam mit einem Kumpel aus der Studenten-WG landete SuSE 6.3 auf meinem Rechner. Damit verbunden war eine ganze Menge Wissenszuwachs, den ich mir nach und nach erarbeiten mußte. Dadurch, daß ich gemeinsam mit einem Kumpel angefangen habe, war die erste Hürde - alleine vor irgendwelchen Linuxproblemen zu hocken - schonmal gemeistert. Wir haben zusammen einige Manpages und HowTos gewälzt und uns in die Materie eingearbeitet. Nach und nach habe ich mir so ein solides Anwenderwissen erarbeitet, mit dem ich meine Kiste lauffähig gehalten habe bis dato *g*

Bei SuSE blieb es lange Zeit auf meinem Arbeitsrechner, während 2002 ein Debianrechner dazukam, der daheim als Router und Firewall fungierte - und ich mich erstmalig intensiver mit Debian beschäftigte. Im Jahr 2004 hatte das dann schlußendlich die Konsequenz, daß ich komplett von SuSE zu Debian wechselte.

Warum ich genau gewechselt habe, weiß ich heute gar nicht mehr genau - soweit ich mich erinnere, wollte ich einfach "direkter" am System rumwerkeln, ohne zuviele Zwischenschritte zu haben - und "apt" interessierte mich. Daneben gab es weitere subjektive Gründe - der Verkauf von SuSE an Novell, längere Releasezeiten bei Debian etc.

Also wanderte Debian auf mein System. Am Anfang war das schon eine Umstellung - aber eine positive. Das ist nun auch schon wieder vier Jahre her und ich habe den Umstieg keinen Tag bereut (und auch bisher nie wieder darüber nachgedacht, mir eine weitere Distribution ernsthaft anzugucken).

Für mich persönlich war diese Entscheidung richtig - aber das muss sie längst nicht für jeden sein. Genau wie Rain_Maker sagte, hängt die Wahl einer Distribution von sehr vielen Faktoren ab - die meisten davon sind IMHO sehr subjektiver Natur. Daher also dieser Thread - und der Versuch, ein paar Vorurteile und Irrtümer aus dem Weg zu räumen.
 

Rain_Maker

Administrator
Teammitglied
Introducing ... "The Lizzard"

Dann will ich den Ball aufnehmen und ihn ein Stück weiter ins Feld schlagen.

Hier meine "Linux-History", welche zumindest bezüglich ihrer zeitlichen Ausdehnung etwas kürzer ist.

Angefangen sich "nebenbei" mit Linux zu beschäftigen habe ich irgendwann 2001/2002, wobei da Knoppix das Mittel der Wahl war, also war so gesehen Debian mein erster Kontakt mit Linux.

Dieser Kontakt war (leider, wie ich heute sagen würde) nur sporadisch, denn eigentlich war er erfolgreich.

Die DSL-Verbindung lief ohne großes Mucken (schon damals hatte ich "keinerlei Skrupel" ein pppoeconf als root in die Konsole zu hämmern), die wichtigsten Konfigurationsdateien (Netzwerk, Xorg ....) lagen auf einer Diskette (fand ich damals schon faszinierend, daß dafür so wenig Platz reichte) und eine kleine "Home-Partition" über ein ext2-Image auf meiner FAT32 Partition leistete ebenfalls gute Dienste.

Mitte 2003 entschied ich mich dann "ernst" zu machen und eine "richtige" Installation eines Linuxsystems im Dualboot aufzuziehen.

Meine erste Wahl fiel dabei (fragt mich jetzt nicht warum) auf Fedora Core 2, welches auf eine extra Festplatte, die ich mir zuvor zugelegt hatte, sollte.

Dummerweise hatte der Installer dieser Version einen "Bug" (eher ein Feature, aber manche ältere BIOS-Versionen kamen damit nicht zurecht, meines gehörte dazu) und so war nach der Installation die Partitionstabelle der ersten Platte nicht mehr für das System lesbar.

Nach einigem Gefummel konnte ich mir nur noch mit dem Einspielen meines Datenbackups und der Neuinstallation von XP behelfen.

Heute wäre das kein Problem die Partitionstabelle wieder hinzubiegen, aber damals war das eben noch eine Nummer zu hoch.

Anstatt nun frustriert das "Projekt Linux" aufzugeben, nahm ich die nächste Installations-CD zur Hand, (SuSE 9.1 Personal IIRC) und keine Stunde später hatte es sich das Chamäleon auf meiner Kiste bequem gemacht und die Reise konnte beginnen.

Nach einiger Zeit war YaST zwar praktisch (was es für mich auch IMMER noch ist), aber die Neugierde, wie das Ganze im Hintergrund funktioniert, wuchs ständig, allerdings entdeckte ich das nette YaST-Feature "/etc/sysconfig-Editor", welches mir den Weg in den Dschungel der Konfigurationsdateien ebnete.

Die Scheu, direkt in den Configs "herumzuferkeln" war relativ gering, weil es da einen einfachen Grundsatz gibt, der für solche Experimente gilt und der so distributionsunabhängig ist, daß sicher Kollege "Swirl" ihn auch kennt und ich ihm überlassen werde, diese Grundregel verlauten zu lassen.

"TypeRyder, übernehmen sie".....

Nachdem ich dann in verschiedenen Foren aktiv wurde, in einem irgendwann sogar zum "Aushilfschef" und mein Interesse für den Paketbau (zunächst nur "for the Hausgebrauch") entdeckte, war die Entscheidung klar, daß ich bei meiner Distribution bleiben würde, die sich mittlerweile auf dem Weg zum "openSUSE"-Projekt befand.

Zwar wurde auf einer freien Partition immer mal wieder ein wenig mit anderen Distributionen getestet, aber SuSE blieb meine Hauptdistribution.

Wie man also sieht, ein ähnlicher "Werdegang" wie bei TypeRyder, nur habe ich als einzigen, "gravierenden" Unterschied meine Distribution bei meiner Reise in die Tiefen des Systems nicht gewechselt.

Eine kleine Anmerkung (um auch ein wenig der Intention dieses Threads nach zu kommen) zum Abschluss:

TypeRyder schrieb:
Daneben gab es weitere subjektive Gründe - der Verkauf von SuSE an Novell,
Zugegebenermassen war mein Einstieg während/nach dieser Zeit und ich befasste mich damals noch nicht so intensiv mit diesen Dingen, jedoch waren gewisse Bedenken damals für "alte Hasen" sicher angebracht.

Schade war es natürlich in Hinsicht darauf, daß SuSE eben immer _die_ deutschsprachige Distribution war, welche nun "nach Amerika verkauft" wurde. Zum Glück verblieben aber noch viele der Entwickler in Europa (speziell Nürnberg und auch in Tschechien sitzen auch heute noch Mitarbeiter).

Ein paar Jahre nach diesen Ereignissen kann man anmerken, daß zumindest bisher dieser Verkauf für die openSUSE/Linux Community auch sehr positive "Nebeneffekte" hatte.

Gerade die Infrastruktur, die Novell zur Unterstützung des openSUSE-Projektes samt BuildService & Co. mit bereit stellt, hat auch anderen Distributionen gut getan.

Natürlich macht das Novell sicher nicht nur aus reiner Menschenliebe, als Unternehmen wollen sie Geld verdienen, was sie hauptsächlich auf dem Linuxsektor mit ihren kommerziellen SuSE-Ablegern SLES/SLED tun.

Daß dabei "zusätzlich" ein freies Community Projekt (eben openSUSE) "heraus gesprungen" (nun ja, es stellt schließlich die Basis der kommerziellen Produkte dar, in sofern würde sich Novell da den Ast absägen, auf dem ihre SLED/SLES sitzen) ist, welches man von Seiten Novells sponsort, kann auch Usern anderer Distributionen zum Vorteil gereichen, denn die OSS-Projekte, die dadurch mit initiiert wurden (XGL, AppArmor, die neuen RadeonHD-Treiber, die ATI zusammen mit Novell begann zu entwickeln um die vielleicht bekanntesten zu nennen) sind ja auch für andere Distributionen über kurz oder lang zugänglich.

Außerdem ist das selbe Modell schon bei RH/Fedora erfolgreich verwirklicht worden.

Greetz,

RM
 

TypeRyder

Member
AW: The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind")

Lizzard schrieb:
Die Scheu, direkt in den Configs "herumzuferkeln" war relativ gering, weil es da einen einfachen Grundsatz gibt, der für solche Experimente gilt und der so distributionsunabhängig ist, daß sicher Kollege "Swirl" ihn auch kennt und ich ihm überlassen werde, diese Grundregel verlauten zu lassen.

"TypeRyder, übernehmen sie".....
Roger, Lizzard, ready on my Mark... *g*
Ich wollte jetzt ja erst was zu dieser Grundregel tippern und sie lang und breit erklären - aber ich denke, ein Bild sagt mehr als tausend Worte:



Diese Grundregel sollte man ziemlich schnell beherzigen - egal, mit welcher Distribution man arbeitet. Bevor ich an irgendwelchen Konfigurationsdaten rumwerkel, wird immer erstmal ein Backup gezogen - so kann man im schlimmsten Fall schnell den Ursprungszustand wiederherstellen.

Das gilt wie gesagt distributionsübergreifend - schon damals bei SuSE war das einfach Pflicht, die Dateien vorher zu sichern. Als ich damals anfing, bei SuSE direkt die Configs anzusehen und bearbeiten zu wollen, hatte ich allerdings den subjektiven Eindruck, daß die Systemtools dort sehr blackboxartig arbeiteten und ich in der Möglichkeit, einige Dinge manuell zu konfigurieren, deutlich beschränkt war. Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob das nur ein subjektiver Eindruck war damals, den ich bei Debian später nicht wieder hatte.

Trotzdem sollte ich an dieser Stelle sagen, daß ich Yast als Tool während meiner ersten Linuxzeit sehr hilfreich fand, den dort hatte ich alle systemrelevanten Bereiche auf einen Blick aufgeführt.
 

Rain_Maker

Administrator
Teammitglied
AW: The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind")

TypeRyder schrieb:
Dem ist _NICHTS_ hinzu zu fügen (ausser vielleicht einem "*HRHRHRHRHR*, nettes Bild").

TypeRyder schrieb:
Als ich damals anfing, bei SuSE direkt die Configs anzusehen und bearbeiten zu wollen, hatte ich allerdings den subjektiven Eindruck, daß die Systemtools dort sehr blackboxartig arbeiteten und ich in der Möglichkeit, einige Dinge manuell zu konfigurieren, deutlich beschränkt war. Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob das nur ein subjektiver Eindruck war damals, den ich bei Debian später nicht wieder hatte.
Ein klares "Jein", das Ganze ist IMHO ein psychlogischer Effekt, weil man "mal schnell was in YaST machen kann", was dazu verleitet, sich keine Gedanken zu machen, was YaST da genau treibt.

Ich merke das auch nach ein paar Jahren (open)SUSE-Nutzung und trotz ausführlichen "Rumferkelns" in den Configs von Hand immer mal wieder, daß ich zuerst überlegen muss, wie man das über die Kommandozeile erledigen würde.

Manchmal muss man sich da wirklich auch dazu zwingen, aber gerade für Hilfen in $FORUM sollte man das Wichtigste auch ohne YaST "auf der Pfanne" haben, denn Konsolenaus/eingaben sind nun mal hilfreicher als irgendwelche Umschreibungen oder gar Screenshots.

Das wäre eigentlich eine nette Anregung, wie man hier weiter machen könnte.

Vergleich der Konfigurationstools und zugehöriger Konfigurationsdateien unter Debian/SuSE, auch Debian bietet ja gewisse Automatismen, sie sind eben nur in einzelne Tools aufgegliedert und nicht "unter einem Dach", aber das Prinzip ist da sehr ähnlich.

Erstes Beispiel:

Xorg-Konfiguration

Debian:

Code:
dpkg-reconfigure xorg-xserver
openSUSE:

Code:
sax2
Konfigurationsdatei (in der man auch mit $EDITOR herumferkeln kann):

In beiden Fällen wird dabei die zentrale Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf editiert.

Greetz,

RM

P.S.
TypeRyder schrieb:
Trotzdem sollte ich an dieser Stelle sagen, daß ich Yast als Tool während meiner ersten Linuxzeit sehr hilfreich fand, den dort hatte ich alle systemrelevanten Bereiche auf einen Blick aufgeführt.
Gerade DAS halte ich für die grösste Stärke, dieses "Ich habe alles in einem Interface" (muß ja nicht mal GUI sein, auch der "Kommandozeilen-YaST" bietet das), im Endeffekt ist YaST eine Sammlung von Modulen, die man dem User eben in einem gemeinsamen Kontext präsentiert.
 

TypeRyder

Member
AW: The Swirl and the Lizzard (oder: "Warum Distriwars Unsinn sind")

Rain_Maker schrieb:
Das wäre eigentlich eine nette Anregung, wie man hier weiter machen könnte.

Vergleich der Konfigurationstools und zugehöriger Konfigurationsdateien unter Debian/SuSE, auch Debian bietet ja gewisse Automatismen, sie sind eben nur in einzelne Tools aufgegliedert und nicht "unter einem Dach", aber das Prinzip ist da sehr ähnlich.
Das greife ich doch gleich mal auf. Zuerst ein paar kurze Worte zu "dpkg". Mit
Code:
dpkg-reconfigure
lassen sich einige Pakete unter Debian (re)konfigurieren, das ist richtig. Genaugenommen ist dpkg ein Paketmanagementtool, das zusätzliche Funktionen bietet. Was bei dpkg-reconfigure eigentlich passiert, ist ein interner Aufruf von "debconf" - dies wiederum ist dann das eigentliche Konfigurationstool, mit dem das Paket konfiguriert wird.

Beim Xserver z.B. ist die Nutzung von dpkg-reconfigure IMHO mehr oder weniger Standard. Es bleibt jedoch auch immer das direkte Editieren der Konfigurationsdatei (geht bei kleineren Änderungen auch fast schneller).

Schauen wir uns doch als nächstes die Konfiguration von Netzwerkkarten an, hier gibt es ein paar kleine Unterschiede, soweit ich weiß. Jedoch werden wir aufzeigen, daß diese im Endeffekt nicht wirklich tragisch sind.

Wie bei SuSE auch, dienen ifconfig und iwconfig zur Kontrolle und Konfiguration der Netzwerkschnittstellen auf der Konsole.

Bei Debian liegen die Informationen über die Netzwerkkarten in einer Datei namens interfaces im Verzeichnis /etc/network. Hier kann man unter Debian mit einem Editor zentral alle vorhandenen Interfaces eintragen und konfigurieren.

Ein Beispiel mit einer Netzwerkkarte und einer WLAN-Karte:
Code:
cat /etc/network/interfaces
# This file describes the network interfaces available on your system
# and how to activate them. For more information, see interfaces(5).

# The loopback network interface
auto lo
iface lo inet loopback

# The primary network interface
allow-hotplug eth1
iface eth1 inet static
        address 192.168.1.50
        netmask 255.255.255.0
        network 192.168.1.0
        broadcast 192.168.1.255
        gateway 192.168.1.1

# The secondary network interface (ath0 / WPA)
auto ath0
iface ath0 inet dhcp
pre-up /sbin/wpa_supplicant -i ath0 -D madwifi -c /etc/wpa_supplicant.conf -B
Man sieht hier also das übliche loopback-Device, dann eine netzwerkkarte eth1 und dazu ein WLAN-Interface, ath0. Die Netzwerkkarte ist in diesem Fall statisch konfiguriert, hat eine feste IP sowie feste Netzwerkdaten.

Die ath0-Karte wird per dhcp mit einer IP und weiteren Daten versorgt, ebenso wird wpa_supplicant mit dem madwifi-treiber genutzt.

Wenn ich nun Änderungen an meinen Interfaces vornehmen möchte oder schauen will, ob diese überhaupt konfiguriert sind, kann ich einen ersten Blick in die /etc/network/interfaces werfen und sehe gleich, ob die Karte überhaupt ansatzweise konfiguriert ist.

Soweit ich weiß, sieht das bei SuSE ein kleines bisschen anders aus, hier bitte ich nun: Lizzard, übernehmen Sie *g*
 

Rain_Maker

Administrator
Teammitglied
Netzwerkkonfiguration unter openSUSE

TypeRyder schrieb:
Schauen wir uns doch als nächstes die Konfiguration von Netzwerkkarten an,
Gute Idee.

TypeRyder schrieb:
hier gibt es ein paar kleine Unterschiede, soweit ich weiß. Jedoch werden wir aufzeigen, daß diese im Endeffekt nicht wirklich tragisch sind.
Jepp und Jepp.

TypeRyder schrieb:
Wie bei SuSE auch, dienen ifconfig und iwconfig zur Kontrolle und Konfiguration der Netzwerkschnittstellen auf der Konsole.
Klares "Jein".

1. Ja, auf der Kommandozeile sind die Befehle gleich (alles andere wäre ja auch eine Überraschung).

2. Nein, die Einrichtung der Netzwerkschnittstellen erfolgt bei (open)SUSE schon länger mit der Anwendung "/sbin/ip" aus dem Paket "iproute2" statt mit "ifconfig" und "route", jedoch wird iwconfig für die meisten WLAN-spezifischen Kommmandos verwendet (bzw. wpa_supplicant für WPA-spezifische Parameter, das ist aber bei Debian das selbe).

Das Tool "ip" ist sehr mächtig aber auch deutlich "kryptischer" (vielleicht auch nur Gewohnheit, ich verwende auch meist ifconfig) als ifconfig, die Manpage

Code:
man ip

man 8 ip
ist ein ziemliches "Monster".

TypeRyder schrieb:
Bei Debian liegen die Informationen über die Netzwerkkarten in einer Datei namens interfaces im Verzeichnis /etc/network.
Hier ist das (Vorurteil) "komplizierte Debian" deutlich einfacher gestrickt als das (Vorurteil) "DAU-freundliche" openSUSE, denn es gibt mehrere Konfigurationdateien für die "klassische" (zur Verwendung des NetworkManagers später noch ein paar Worte) Netzwerkeinrichtung mit den ifup/ifdown-Scripten.

- Es gibt für jedes Interface eine eigene Konfigurationsdatei ifcfg-XYZ in /etc/sysconfig/network/, die in etwa so aussieht:

Code:
BOOTPROTO='dhcp'
BROADCAST=''
ETHTOOL_OPTIONS=''
IFPLUGD_PRIORITY='10'
IPADDR=''
MTU=''
NAME='Intel PRO/Wireless 2200BG Network Connection'
NETMASK=''
NETWORK=''
REMOTE_IPADDR=''
STARTMODE='ifplugd'
UNIQUE='JNkJ.9J1F3mK3OuC'
USERCONTROL='yes'
WIRELESS_AP=''
WIRELESS_AUTH_MODE='open'
WIRELESS_BITRATE='auto'
WIRELESS_CA_CERT=''
WIRELESS_CHANNEL=''
WIRELESS_CLIENT_CERT=''
WIRELESS_CLIENT_KEY=''
WIRELESS_CLIENT_KEY_PASSWORD=''
WIRELESS_DEFAULT_KEY='0'
WIRELESS_EAP_AUTH=''
WIRELESS_EAP_MODE=''
WIRELESS_ESSID=''
WIRELESS_FREQUENCY=''
WIRELESS_KEY=''
WIRELESS_KEY_0=''
WIRELESS_KEY_1=''
WIRELESS_KEY_2=''
WIRELESS_KEY_3=''
WIRELESS_KEY_LENGTH='128'
WIRELESS_MODE='Managed'
WIRELESS_NICK=''
WIRELESS_NWID=''
WIRELESS_PEAP_VERSION=''
WIRELESS_POWER='yes'
WIRELESS_WPA_ANONID=''
WIRELESS_WPA_IDENTITY=''
WIRELESS_WPA_PASSWORD=''
WIRELESS_WPA_PSK=''
_nm_name='bus-pci-0000:02:04.0'
- Die meisten Optionen lassen sich dabei bei der Einrichtung über YaST eintragen, speziellere Dinge (die man als normaler User eher selten braucht) über den /etc/sysconfig-Editor oder eben direkt mit $EDITOR_IHRES_GERINGSTEN_MISSTRAUENS.

- Da es sehr viele Optionen gibt, befindet sich eine Datei ifcfg.template im selben Ordner, die eine ausführliche (und IMHO sehr gute) Dokumentation enthält.

- Gateway & Co. werden über die Einrichtungsdatei routes im selben Ordner gespeichert und es gibt auch bereits nach der ersten Änderung eine Datei routes.YaST2save mit den zuletzt gemachten Einträgen.

- In der Datei /etc/sysconfig/network/config können einige grundlegenden Einstellungen gemacht werden, so kann man hier z.B.

Code:
## Type:        yesno
## Default:     no
#
# Instead of the usual network setup (now called 'NetControl') you may also use
# 'NetworkManager' to control your interfaces.
#
# NetControl is what you were used to in SUSE Linux up to now. It has a wide
# range of configurations means for setting up any number of different virtual
# and real interfaces. It should be used if you:
# - want a static network setup
# - have many interfaces
# - need VLAN, bonding, bridging, multiple IP addresses
# - must restrict network control to root
# It may also switch interfaces automatically, but lacks a usable GUI for normal
# users.
#
# NetworkManager lets the user control interfaces and switches automatically if
# network interfaces lose/gain physical connection. It should be used if you:
# - move between networks frequently
# - want a GUI for network control
# Especially on mobile computers that use mainly one wired and one wireless
# interface NetworkManager will please you.
#
# If you are used to SCPM then you might probably stay with NetControl. But at
# least try NetworkManager, because it can replace SCPM in some usage scenarios.
#
NETWORKMANAGER=""
zwischen NetworkManager (yes) und ifup (no) umschalten.

Bei Debian müsste man AFAIK direkt in der /etc/network/interfaces arbeiten und dort die Schnittstellen bis auf "lo" kommentieren (ein # vor jede Zeile).

Man beachte die ausführlichen Kommentare zu jeder Option, für mich ein großer Pluspunkt und einer der Gründe, sich auch unter openSUSE "trotz YaST" mit den Konfigurationsdateien direkt zu befassen.

Das "trotz YaST" steht in Anführungszeichen, weil diese Kommentare sehr übersichtlich eingeblendet werden, wenn man mit dem /etc/sysconfig-Editor in YaST (zu finden im Untermenü "System") arbeitet, der nichts anderes macht, als ein Frontend für die Bearbeitung der entsprechenden Dateien zu liefern.

Code:
 ┌Konfigurationsoptionen──┐ /etc/sysconfig-Editor
 │ │ ├──GLOBAL_PRE_DOWN_EX│ Aktuelle Auswahl: Network/Hardware/Config
 │ │ ├──CHECK_DUPLICATE_IP│
 │ │ ├──DEBUG             │ Einrichten von: NETWORKMANAGER
 │ │ ├──USE_SYSLOG        │ no▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒▒v[Standard]
 │ │ ├──MODIFY_RESOLV_CONF│
 │ │ ├──MODIFY_NAMED_CONF_│ ┌────────────────────────────────────────────────────────────┐
 │ │ ├──MODIFY_RESOLV_CONF│ │Datei:  /etc/sysconfig/network/config                       ┬
 │ │ ├──CONNECTION_SHOW_WH┬ │                                                            │
 │ │ ├──CONNECTION_CHECK_B│ │Mögliche Werte:  yes,no                                     │
 │ │ ├──CONNECTION_CLOSE_B│ │                                                            │
 │ │ ├──CONNECTION_UMOUNT_│ │Standardwert:  no                                           │
 │ │ ├──CONNECTION_SEND_KI│ │                                                            │
 │ │ ├──MANDATORY_DEVICES │ │Neu zu startender Dienst:  network                          │
 │ │ ├──WAIT_FOR_INTERFACE│ │                                                            │
 │ │ ├──FIREWALL          │ │Beschreibung:                                               │
 │ │ ├──LINKLOCAL_INTERFAC│ │                                                            │
 │ │ ├──IFPLUGD_OPTIONS   │ │ Instead of the usual network setup (now called 'NetControl'│
 │ │ ├──FORCE_PERSISTENT_N│ │) you may also use                                          │
 │ │ ├──NETWORKMANAGER    │ │ 'NetworkManager' to control your interfaces.               │
 │ │ ├──NM_ONLINE_TIMEOUT │ │                                                            │
 │ │ └──NM_DISPATCHER     │ │ NetControl is what you were used to in SUSE Linux up to now│
 │ ├+─LDAP                │ │. It has a wide                                             │
 │ ├+─Mail                │ │ range of configurations means for setting up any number of │
 │ ├+─Monitors            │ │different virtual                                           │
 │ ├+─NIS                 │ │ and real interfaces. It should be used if you:             │
 │ ├+─NTP                 │ │ - want a static network setup                              │
 │ ├+─News                ┴ │ - have many interfaces                                     ┴
 │ ├+─Proxy               │ │ - need VLAN, bonding, bridging, multiple IP addresses      │
 │ ├+─RPC                 │ │ - must restrict network control to root                    │
 │ ├+─Remote access       │ │ It may also switch interfaces automatically, but lacks a us│
 │ ├+─Sound               │ │able GUI for normal                                         │
 │ ├+─Subversion          │ │ users.                                                     │
 │ └+─WWW                 │ │                                                            │
 │─+─Other                │ │ NetworkManager lets the user control interfaces and switche│
 │─┬─System               │ │s automatically if                                          │
 │ ├+─Auditing            │ │ network interfaces lose/gain physical connection. It should│
 │ ├+─Backup              │ │ be used if you:                                            │
 └├──────────┤────────────┘ └────────────────────────────────────────────────────────────┘
                            [Abbrechen]         [Hilfe]         [Suchen]         [Beenden]
Einer Bearbeitung mit einem Editor von Hand steht natürlich nichts im Wege, allerdings ist gerade für jemanden, der sich noch nicht so gut auskennt, die Verwendung der Suche sehr praktisch. Des Weiteren steht ganz oben auch immer, welche Datei man da gerade editiert (so habe ich angefangen heraus zu finden, was sich wo befindet).

- Nameserver stehen (wie bei Debian auch) in der Datei /etc/resolv.conf.

Wie man also sieht, gibt es hier doch einige Unterschiede, nicht nur bezüglich der Dateinamen (das wäre ja trivial) sondern auch bezüglich Aufbau/Syntax der Konfigurationsdateien und bei einem genaueren Blick hinter die Kulissen stellt sich (und das wird noch öfters hier passieren) heraus, daß die "Anfängerdistri" openSUSE sehr komplex aufgebaut ist.

TypeRyder schrieb:
Soweit ich weiß, sieht das bei SuSE ein kleines bisschen anders aus, hier bitte ich nun: Lizzard, übernehmen Sie *g*
+ done

Was sollen wir uns als nächstes "vornehmen", wie wäre es mit Paketverwaltung?

Over to you, Swirl ..... (gimme apt-get/aptitude or gimme Death!11111ELF)

Greetz,

RM
 
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