(Erledigt) YaST benutzen oder Scripts von Hand bearbeiten?

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hallo,

ich würde gerne mal eine Problemdiskussion lostreten. Vorab: Meine erste SUSE, die ich mir vor vielen Jahren installiert habe, wr eine SUSE 4.4.1. Damals gab es viele Unterverzeichnisse in /etc, die heute selbstverständlich sind, noch nicht, alles wurde, der ursprünglichen UNIX-Philosophie folgend, über eine zentrale Datei /etc/rc.conf gesteuert. Aus dieser zentralen Steuerungsdatei ist mittlerweile das Gesamtverzeichnis /etc/sysconfig geworden.
Aktuelle SUSE-Versionen nutzen in ganz wesentlichen Teilen YaST als Installations- und Administrationstool. Für die Systeminstallation ist YaST unverzichtbar geworden, aber ich möchte gerne diskutieren, ob man es wirklich auch für die Systemadministration unbedingt und immer einsetzen muß. Ich nenne nur zwei Beispiele: der Apache kann zum Teil über YaST konfiguriert werden, aber wer sich beispielsweise virtuelle Hosts einrichten möchte, kann das mit YaST nur in sehr eingeschränktem Maß, er _muß_ also an die Konfigurationsdateien herangehen. Und wer Samba (ein großartiges Tool fürs lokale Netzwerk) konfigurieren möchte, wird von YaST ziemlich allein gelassen und muß sich mühsam durch die Doku durcharbeiten, um verstehen zu lernen, wie die smb.conf aufgebaut werden sollte.
An anderen Stellen scheint YaST wieder sehr zuverlässig, beispielsweise wenn es um die SUSE-Firewall geht. Aber das scheint meines Erachtens nur so. Die SUSE-Firewall verschweigt verschämt, daß sie auf "iptables" aufsetzt, aber nicht alle Möglichkeiten von iptables nutzt. Wer das tatsächlich administrieren möchte, ist sogar darauf angewiesen, den Kernel neu zu bauen.
Also: wie zuverlässig ist eurer Meinung nach YasT, und wo sollte man sich nicht auf YaST verlassen? Welche Konflikte gibt es, wenn man sein System teilweise mit YaST und teilweise mit "händischer" Bearbeitung der Konfigurationsscripts zu administrieren versucht?

Christoph S.
 

TypeRyder

Member
AW: YaST benutzen oder Scripts von Hand bearbeiten?

IMHO ist YaST ein zweischneidiges Schwert. Als ich damals mit Linux angefangen habe, war Yast eine große Hilfe. Ich hatte ein zentrales Konfigurationstool und mußte mich nicht in alle Config-Dateien einlesen.
Mit der Zeit wuchs aber das Interesse, mir Hintergrundwissen anzueignen und darüber kam ich dann zu dem Punkt, daß Yast eher hinderlich war als eine Hilfe, da es die Angewohnheit hat, ziemlich stark in den configs rumzuwerkeln.
Mittlerweile arbeite ich seit etwas über einem Jahr mit Debian. Am Anfang habe ich Yast ein kleines bischen vermißt, aber das hat sich dann nach knapp zwei Wochen gelegt.

Mein Fazit: YaST ist ein schönes Tool zum Einstieg, verführt aber auf lange Sicht zur Bequemlichkeit, weil man sich zu sehr auf YaST verläßt und sich nicht mehr selber mit dem System beschäftigen muss. Mir persönlich ist das lieber, da ich so mehr über das System lerne und wenigstens weiß, wo ich was kaputtgemacht habe *g*
 

Runlevel5

Member
AW: YaST benutzen oder Scripts von Hand bearbeiten?

Gut geschrieben Jungs.
Also ich find es auch Toll.
Aber eben nur für Anfänger. Es soll ja einfach sein sein System im Griff zu haben.
Nur was passiert wenn Yast nicht mehr will???
Dann ist das Gehäule groß.
Das ist das Problem. Solang yast geht beschäftigt sich keiner mit der Konsole oder eben Versucht es anders einzustellen als mit Yast.
 

Rain_Maker

Administrator
Teammitglied
AW: YaST benutzen oder Scripts von Hand bearbeiten?

Hallo zusammen,

OK, hier meine 0.02 Euronen dazu.

Was meine persönlichen Erfahrungen mit (SuSE) Linux betrifft, kann ich mich den Ausführungen von TypeRyder anschließen.

Der gemeine Windows-Umsteiger, wie ich es auch vor 3 Jahren war, braucht zunächst etwas, was ihm die Konfiguration seines Systems in "gewohnter" Manier ermöglicht und dazu ist Yast mehr als nur geeignet.

Ich lehne mich hier sogar etwas mehr aus dem Fenster und möchte folgende These aufstellen:

Wenn man sich Linux zunächst nur aus reinem Spieltrieb und Interesse -so wie ich damals- nähert, dann sucht man nach einem guten Grund, die Alternative zum bekannten System zu verwenden. Die ganze Thematik mit freier Software und dem Community-Gedanken war mir damals noch nicht so gegenwärtig und man muss davon ausgehen, daß dies bei den meisten Umstiegswilligen/Linux-Neugierigen ebenfalls (zunächst) der Fall ist.

Einer dieser "guten Gründe", etwas unter SuSE-Linux zu machen, war für mich damals Yast. Ein zentrales Tool, das mir nicht nur ein wenig an die Systemsteuerung in XP (das war für mich damals der Maßstab, ich schreibe das also "retrospektiv") erinnerte, sondern dieser auch haushoch an Möglichkeiten und einfacher Bedienbarkeit überlegen war.
Heute weiß ich natürlich durch Erfahrungen mit anderen Unix-Derivaten/Linux-Distributionen, daß fast jedes Tool zur Systemadministration zumindest an den gebotenen Möglichkeiten einer Systemsteuerung von XP überlegen ist.
Das liegt einfach am Design des OS, weil es eben dem User eines unixoiden Systems ermöglicht wird, Dinge zu tun, die man unter Win überhaupt nicht tun kann, also insofern habe ich damals -unwissentlich- Äpfel mit Birnen verglichen.

Also bevor ich total abschweife, will ich meine These kurz zusammenfassen:

Da die meisten neuen Linux-Nutzer auch Windows-Umsteiger sind, braucht es ein paar "Killer"-Applikationen, die es dem Umsteiger schmackhaft machen, sich konsequent mit dem neuen System zu beschäftigen. Yast gehört -logischerweise nur bei bei SuSE- meiner Meinung nach dazu. Weitere Beispiele wären z.B. amaroK (Ihr solltet mal die Augen der Winamp-Nutzer sehen, wenn ich denen mal kurz zeige, was amaroK so alles kann) auf der Seite der Multimedia-Anwendungen und natürlich nicht zu vergessen Apache&Co bei den Serveranwendungen.
Gerade die Verbreitung von Linux als Server-System ging Hand in Hand mit der Verbreitung von Apache.

Ausserdem bietet Yast durch den /etc/sysconfig-Editor eine sehr gelungene Mischung aus hübscher (und funktionaler!) Oberfläche und dem direkten Editieren von config-Einträgen per Eingabezeile. Die Zeiten, in denen Yast selbst von Hand gemachte Einstellungen rigoros überschrieben hat, sind wohl auch mittlerweile vorbei.

Andere Distributionen, die Um/Einsteiger als potentielles Klientel haben, setzen auch verstärkt auf graphische Administrationswerkzeuge, also scheint der Ansatz, den SuSE damals mit Yast gemacht hat, nicht so abwegig zu sein. Ob man dabei einige Nachteile von Yast (z.B. die mäßige Geschwindigkeit) übernehmen muss, ist eine ganz andere Frage, die Idee der zentralen Verwaltung jedenfalls scheint eine gute zu sein.

Möglicherweise hält Yast später einen davon ab, sich etwas näher mit den Konfigurationsdateien im Texteditor zu befassen, ich für meinen Teil kann das jedoch nicht behaupten.
Irgendwann entdeckt man ganz automatisch, daß man bei Linux&Co eben auch unter die bunte Oberfläche blicken KANN und die natürliche Neugierde des Menschen erledigt dann den Rest.

Ob ich allerdings ohne Yast so weit gekommen wäre, unter die Haube blicken zu wollen? Schwer zu sagen...

Im Endeffekt zeigt sich doch eine der großen Stärken des Konzeptes eines offenen Betriebsystems, man hat die Wahl mit SEINEM Computer zu tun, was man WILL (wenn man es denn will).

Mist, wie kriege ich jetzt die Kurve zu einem Schlußsatz/Fazit? ....

OK, ich versuchs mal so:

Yast ist für den Anfänger aber auch für den fortgeschrittenen Nutzer eine zentrale Anlaufstelle, die viele Möglichkeiten bietet, wenn man sie nutzen WILL.
Viele Dinge gehen anders besser/schneller, aber da Yast diese Möglichkeiten nicht (mehr) einschränkt, besteht hier keine Situation des "entweder-oder" sondern eher des "sowohl als auch".
Ich selbst verwende Yast noch häufig für Konfigurationen um z.B. ein Gerüst für meine SuSEfirewall zu haben und ändere dann das erstellte Script nach meinen Vorstellungen anschließend im Texteditor ab.

"The best of both Worlds", wenn man so will.

Greetz,

RM
 
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